"The Kids are alright" – Mehr Räume für Jugendliche in Kaiserslautern
Unsere Fraktion hatte in der Stadtratssitzung vom 26.05.2025 einen Prüf- und Berichtsantrag zum Thema Einrichtungen für Jugendliche in der Innenstadt gestellt, weil wir es als dringende Aufgabe der Kommune sehen, Jugendliche in ihrer Entwicklung zu unterstützen und ihnen entsprechende niedrigschwellige und kontinuierliche Angebote zu machen. Dieser wurde daraufhin im Jugendhilfeausschuss behandelt. Es steht aber leider zu befürchten, dass wieder zum Tagesgeschäft übergegangen wird, ohne auf die prekäre Lage der Jugend und der Jugendsozialarbeit einzugehen.
Dazu erreichen uns Meldungen, wie die Schließung des CVJM-Jugendhauses. Auch scheint es keine abschließende Klarheit darüber zu geben, ob die Skatebahn am Benzinoring oder an einem anderen Standort weiter aufrecht erhalten werden kann. Auch wenn die Nutzung für die nächsten Monate erst einmal als gesichert gilt, haben wir es immer noch mit einer temporären (also zeitlich befristeten) Lösung zu tun. Auch geplante Angebote, wie Freizeitmöglichkeiten auf der Decke des Parkhauses vor dem Pfalztheater, kommen aus öffentlich nicht vermittelten Gründen nicht zur Umsetzung. Dabei gab es in diesem Zusammenhang sogar speziell eine breit angelegte Bürger*innenbeteiligung mit expliziten Workshops für die Jugend.
Wie wir an der von der Stadtverwaltung erstellten Übersicht gesehen haben, die auf unser Betreiben im Stadtrat und noch einmal im Jugendhilfeausschuss vorgestellt wurde, ist das Angebot für Jugendliche in unserer Stadt alles andere als ausreichend. Hinzu kommt, dass Jugendliche im öffentlichen Raum oft als störend wahrgenommen werden und genau dies auch durch das verstärkte repressive Auftreten von Ordnungskräften vermittelt wird. Es bestehen zwar verschiedene Angebote, aber Einrichtungen sind unterfinanziert, personell schwach besetzt oder nicht mehr zeitgemäß ausgerichtet. Wir bekommen Rückmeldungen, dass Sozialarbeiter*innen und pädagogische Kräfte an ihre Grenzen stoßen.
Bei mangelnder Jugendarbeit verpassen wir Bildungs-, Sozialisations- und Integrationschancen. Das hat langfristige Auswirkungen auf die Zukunft unserer Gesellschaft. Wenn wir nicht jetzt in Kinder und Jugendliche investieren, kommen ganz andere Probleme vermehrt auf uns zu, von künftig entstehenden Kosten ganz abgesehen. Eine bedarforientierte stationäre und mobile Kindersozialarbeit findet so gut wie gar nicht statt, obwohl es wichtig wäre, gerade in diesem Bereich schon tätig zu werden, bevor oftmals sprichwörtlich "das Kind schon in den Brunnen gefallen ist".
Was Jugendliche betrifft, sind wirkliche Mitbestimmungsmöglichkeiten für sie bisher selten. Das Jugendparlament ist eine sinnvolle Einrichtung, aber Jugendliche aus sozial benachteiligten Milieus fehlt oft der Bezug zu politischen Gremien. Deshalb empfehlen wir, diese Menschen bei Planungen ganz direkt anzusprechen und einzubinden, zum Beispiel über diejenigen, die mit ihnen arbeiten, wie Streetworker*innen und die hier vertretenen Einrichtungen.
Wir hoffen für unsere Stadt auf ein neues ineinandergreifendes, praxisnahes Jugendhilfekonzept, an dessen Gestaltung eben alle, die es betrifft, beteiligt sind, und wo alle Jugendlichen ernst genommen und eingebunden werden. Dazu braucht es zunächst eine Übersicht über alle derzeitigen Angebote, um Vorhandenes ausbauen, ergänzen, koordinieren und bewerben zu können. Sinnvoll wären unserer Meinung nach gut ausgestattete, vielseitige nutzbare jugendorientierte Räume mit Aufenthaltsmöglichkeit, aus Gründen der Erreichbarkeit im Zentrum der Stadt und ein Jugendzentrum, das diesen Namen auch verdient. Jugendarbeit muss unter Einbeziehung aller Beteiligten als eigenständiges kommunales Handlungsfeld gestaltet werden, denn sie ist eine soziale Notwendigkeit.
Sabine Nixon und Carsten Ondreka
für die Fraktion Die Linke im Stadtrat KL